Die Carbon-Frage im Marathon

Lass uns fachsimpeln

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Die Rennstrecke in Monza ist wohl vielen bekannt. Dass dort am 6. Mai 2017 keine ultraschnellen Flitzer, sondern Läufer ihre Runden drehten, das war neu, spannend und emotional. Es ging um viel. Zwei Jahre lang haben sich Lelisa Desisa, Zersenay Tadese und Eliud Kipchoge auf diesen Tag vorbereitet, gemeinsam mit einem kleinen, sehr feinen Team von Wissenschaftlern. Das erklärte Ziel: Die 42.195 km unter 2 Stunden zu laufen. Der Film «Breaking2»  dokumentiert diesen Prozess: Er führt uns durch die weiten Steppen Ostafrikas und in amerikanische Hightech-Labore  um in Monza sein Ende zu finden: Kipchoge verpasste die Marke um lediglich 25 Sekunden. 


2 Jahre später bot sich uns in Wien ein ähnliches Bild: Ein ultraflacher Kurs, weite Radien und ein Heer an Läufern, welche sich ähnlich eines Vogelschwarms um Eliud Kipchoge scharten. Mit 1:59:40 durchbrach jener an diesem denkwürdigen Tag die 2 Stunden-Marke. Neben Anerkennung und Bewunderung schlug dem Wunderläufer und seinem Team auch Skepsis entgegen: Hatten die laborähnlichen Bedingungen noch etwas mit dem «Marathon-Spirit» gemein? Mit dem ehrlichen Kampf «Mensch gegen die Uhr»?  


Ein weiterer Kritikpunkt, welcher sich bis heute hartnäckig in der Diskussion hält, ist der Schuh, mit welchem die Läufer unterwegs gewesen sind: der «Nike ZoomX Vaporfly 4%». Jenem ist eine Zwischensohle aus Carbon eingearbeitet, welche das Zehengrundgelenk versteift. Da sich so die Zehen nicht bewegen, wird Energie konserviert und die Laufökonomie verbessert. Die Idee, mit einer leichten Carbonsohle zu arbeiten, um schneller zu sein, ist nicht neu. Bereits Usain Bolt sprintete mit dem selben Prinzip zu seinen Rekorden. Neu war, dass Nike einen solchen Schuh auf die Strasse brachte. Und dieser tatsächlich zu funktionieren schien. Mit dem Vapor an den Füssen liessen Athletinnen und Athleten Rekorde purzeln. Andere, welche nicht von Nike ausgerüstet waren, fanden ihre eigene Wege zum Vapor: Der Äthiopier Herpassa Negasa zum Beispiel, wurde in Dubai kreativ und tarnte kurzerhand die Nike Treter mit den drei Adidas Streifen.

So sprach im letzten Februar der Leichtathletik Weltverband ein Machtwort und verbot das mittlerweile überarbeitete Wundermodell, erlaubte jedoch weiterhin, in jene Richtung zu forschen. Heute ist der «alphaFly», wie der Nachfolger heisst, wieder an internationalen Wettkämpfen erlaubt und andere Hersteller sind nachgezogen. Die neuen Modelle, welche ebenfalls auf der Carbontechnik aufbauen, heissen «Asics Meta Racer Tokio», «On Cloud Boom», «Hoka Carbon X», «Saucony Endorphin Pro» und «New Balance Fuelcell TC». 


Bei uns im Shop kannst du sie alle testen und dir so eine eigene Meinung bilden: Hat diese Hightech-Entwicklung noch etwas mit dem «Marathon-Spirit» zu tun? Welchen Stellenwert sollte der Schuh im Hinblick auf die Zeit haben? Oder bist du begeistert von diesem neuen «Gefühl» an deinen Füssen? Wie willst du laufen? Einschränkungen gibt es allerdings: Das Potenzial der Technik entfaltet sich wohl erst, wenn du über den Mittelfuss abrollst und einen Schnitt von mindestens 4 Minuten / km hinlegst. Auch der Druck auf die Wade ist bei jenen Modellen gross. 


Lass uns fachsimpeln. Bei uns im Wirth Sport! 

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